Hausherrinnen im öffentlichen Wonzimmer: Diana Drees (links) und Hilda Große Holthaus vor dem Warmen Stube an der Kronenstraße. Foto: Chowanietz
Die „Haltestelle“ an der Kronenstraße in Vechta gibt es nicht mehr.
Hausherrinnen im öffentlichen Wonzimmer: Diana Drees (links) und Hilda Große Holthaus vor dem Warmen Stube an der Kronenstraße. Foto: Chowanietz
Die „Haltestelle“ an der Kronenstraße in Vechta gibt es nicht mehr.
Bis zum Beginn der Corona-Pandemie hatten Ehrenamtliche das Café betrieben, Kuchen selbst gebacken, einen Treffpunkt geschaffen. Dann kamen das Virus. Das Projekt in den Räumen des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF), direkt neben dem kleinen Kaufhaus, schlief ein. Und es ließ sich nicht wiederbeleben.
Jetzt steht an der Tür der alten Haltestelle „Warme Stube“. Diana Drees und Hilda Große Holthaus vom SkF haben die Räume in den Sommermonaten umgestaltet und wieder schick gemacht. Nicht nur der Name hat sich geändert, auch das Konzept. Diana Drees sagt: „Wir machen etwas Neues.“
Die Idee für die Gute Stube am Rande der Innenstadt sei entstanden, als im vergangenen Jahr für viele Menschen die Heizkosten unbezahlbar wurden. Die Räume sollten wortwörtlich zur Warmen Stube werden; ein Ort, an dem sich Menschen aufwärmen können, wo immer warmer Kaffee und Tee und auf dem Tisch steht.
Möglichst viel Leben
Aber die Macherinnen des SkF haben inzwischen weiter gedacht – auch weil das Heizungsproblem nicht mehr so akut sei. Große Holthaus sagt: Eine warme Stube sei schließlich auch ein guter Treffpunkt. Da sei es doch egal, aus welchem Grund man komme. Es gehe um die Gesellschaft; darum, mit anderen Leuten zu reden. Die Warme Stube sei ein öffentliches Wohnzimmer.
Sie und Diana Drees wünschen sich vor allem viel Betrieb in ihrer Stube – möglichst viel Leben. Für den Anfang öffnen sie zweimal die Woche: dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr. Kaffee und Tee steht unabhängig von der Außentemperatur auf dem Tisch.
Und bei Bedarf seien die Öffnungszeiten auch nicht in Stein gemeißelt. Wenn etwa eine Handarbeitsgruppe einen Raum suche, in dem Gleichgesinnte dazustoßen können, oder wenn Gesellschaftsspiele gespielt würden, sagt Diana Drees. Der Raum sei ja da und solle auch als Treffpunkt genutzt werden. Menschen, die viel Zeit alleine zu Hause verbringen, gebe es überall. Da sei die Warme Stube vielleicht eine unkomplizierte Möglichkeit, mal rauszukommen.
Sie brauchen einen langen Atem
In den Kernöffnungszeiten sind Hilda Große Holthaus und Diana Drees aber als Ansprechpartner vor Ort – auch für Leute, die Hilfe wie eine Warme Stube suchen. Sie können zu Behörden und Institutionen weitervermitteln. Im Idealfall sollen in der Warmen Stube künftig Menschen zusammenkommen, die sich gegenseitig unterstützen, die einander Rat geben. Große Holthaus und Drees wollen am sozialen Grundgedanken festhalten – nicht zuletzt, weil das Projekt durch die Spendenaktion „Hand in Hand in Norddeutschland“ unterstützt wird.
Die beiden Macherinnen wissen, dass es etwas dauern kann, bis die Warme Stube anläuft. Sie arbeiten stundenweise in dem Projekt und leiten während des Großteils ihrer Arbeitszeit die Kleinen Kaufhäuser des SkF: Drees direkt nebenan in Vechta, Große Holthaus in Neuenkirchen-Vörden. Bei sozialen Projekten gebe es immer Vorbehalte, erzählen sie. Zuerst seien auch vor allem Menschen mit geringem Einkommen in die Kaufhäuser gekommen – und das auch nur zögerlich. Inzwischen spiele das Einkommen kaum noch eine Rolle. Das ganze Konzept lebt von der Vielfalt der Kundschaft. In Vechta kämen etwa auch viele Studenten ganz selbstverständlich zum Stöbern in das Second-Hand-Kaufhaus.
Ganz wollen die Warme-Stube-Macherinnen die Ursprungsidee ihres Treffpunkts aber nicht ausblenden. Die Vereinten Nationen haben bereits 1992 den 17. Oktober als Welttag der Armut ausgerufen. Am Dienstag ist es wieder so weit: Ab 15 Uhr will das kleine Team Waffeln backen, um auf das Thema und auf die Warme Stube aufmerksam zu machen.
Quelle: OM Medien/ oldenburgische Volkszeitung, Text und Foto von Lars Chowanietz, 16.10.2023